Sonntag, 30. November 2014

Antibiotika

Homöopathen schließen sich Forderungen des Europäischen Antibiotikatags an

Ulm, 13.11.2014 – Mehr als 10.000 Menschen sterben jährlich allein in Deutschland an sogenannten Krankenhaus-Infektionen. Ein Großteil dieser Infektionen geht auf resistente Erreger zurück. Der alljährlich am 18. November begangene Europäische Antibiotikatag will das öffentliche Bewusstsein für die Bedrohung durch zunehmende Antibiotikaresistenzen schärfen. Diesem Anliegen schließt sich der Verband Klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. (VKHD) an und fordert eine umsichtige Anwendung von Antibiotika. Er macht darauf aufmerksam, dass Homöopathie in vielen Situationen eine nebenwirkungsfreie und kostengünstige Alternative zur Behandlung von Infektionen mit Antibiotika sein kann.

„Neueste Daten bestätigen, dass sich immer mehr Patienten mit antibiotikaresistenten Bakterien infizieren und Antibiotikaresistenzen eine erhebliche Gefährdung der Gesundheit vieler Bürger darstellen“, sagt Christine Liebing-Gabel, Vorstandsmitglied des VKHD. „Das gefährdet nicht nur Patienten, sondern führt auch zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung unseres Gesundheitssystems.“ Der VKHD ist der Auffassung, dass nur der umsichtige Einsatz von Antibiotika dazu führen kann, resistente Bakterien einzudämmen, damit Antibiotika auch zukünftig wirksam bleiben. „Die Homöopathie bietet eine Alternative bei vielen Infektionen und kann somit einen wichtigen Beitrag zu einer Reduzierung des Antibiotikagebrauchs leisten“, ist die erfahrene Homöopathin überzeugt.

Problem der multiresistenten Bakterien

„Antibiotika sind in vieler Hinsicht ein Segen. Ohne die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Flemming im Jahr 1928 kämen viele Infektions-krankheiten nach wie vor einem Todesurteil für die Patienten gleich“, sagt Ralf Dissemond, erster Vorsitzender des VKHD. „Im Laufe der Zeit wurden immer wirksamere Antibiotika entwickelt. Viele Jahre lang stand für nahezu jede bakterielle Infektion eine wirkungsvolle Therapie zu Verfügung. Leider nimmt jedoch in den letzten 25–30 Jahren die Zahl bakterieller Resistenzen zu: Bakterien sind lernfähig und stellen sich durch Mutation immer schneller auf neue Antibiotika ein. In der Folge entwickelten sich eine Reihe von Bakterien, gegen die es kaum noch wirksame Antibiotika gibt“, führt Dissemond aus.

Versorgungsatlas: Keine wirklich Entwarnung

Der aktuelle Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung scheint eine erste Entwarnung zu geben, da sich im Zeitraum von 2008 bis 2012 – insbesondere bei jüngeren und älteren Patienten – der Antibiotikaverbrauch verringert hat. Allerdings zeigt sich ein zunehmender Einsatz der sogenannten „Reserveantibiotika“ wie Fluorchinolonen und Cephalosporinen. Diese Wirkstoffgruppen sind vor allem an der Entstehung multiresistenter Erreger im gramnegativen Bereich beteiligt. Eine oft vernachlässigte Größe ist die steigende Belastung der Bevölkerung durch den Antibiotikaeinsatz in der Nahrungsmittelindustrie, in erster Linie in der Tiermast. Die Antibiotikarückstände sind häufig im Fleisch nachzuweisen.

Umdenken angezeigt: Homöopathie als Option

„Hier muss ein Umdenken stattfinden“, sagt Dissemond. Vieles deutet darauf hin, dass diese Entwicklung u.a. durch eine sorglose ärztliche Verschreibungspraxis mit verursacht wurde. Antibiotika werden selbst bei banalen Infekten und Viruserkrankungen, im speziellen bei Kindern, verabreicht. Dabei steht mit der Homöopathie eine Therapie zur Verfügung, die gerade bei akuten Infekten eine sehr wirksame Alternative bietet.

Homöopathie: Besonders wirksam bei akuten Infekten der Atem- und Harnwege

Studien belegen beispielsweise, dass eine homöopathische Behandlung – vor allem bei Infektionen der oberen Atemwege und des Mittelohres – ebenso wirkungsvoll sein kann wie eine konventionelle Therapie mit Antibiotika. So konnte gezeigt werden, dass Kinder mit einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) durch eine homöopathische Behandlung ähnlich schnell und zuverlässig gesund wurden wie konventionell behandelte Kinder. Bei der Therapie mit homöopathischen Arzneimitteln traten tendenziell weniger Rückfälle auf als in der konventionell behandelten Vergleichsgruppe. Genauso erfolgreich wird Homöopathie bei akuten und chronischen Prozessen der Nasennebenhöhlen angewendet. Insgesamt verläuft der Heilungsprozess unter der homöopathischen Behandlung sogar schneller und es kommt seltener zu Rückfällen oder zu einer Chronifizierung. Aber auch bei Erkrankungen der Harnwege haben sich homöopathische Arzneimittel bewährt.

Homöopathie als erste Option bei einfachen bakteriellen Infekten

Es wäre wünschenswert, dass banale Infekte häufiger mit homöopathischen Arzneien behandelt würden. Homöopathika können bei einfachen bakteriellen Infekten, z.B. der Atemwege oder der Harnwege, die erste Option sein. „Das würde dazu beitragen, die problematische Entwicklung in der Gesundheitsversorgung durch Antibiotikaresistenzen zu entschärfen“, zieht Christine Liebing-Gabel ihr Fazit.



Neues Wissen über Antibiotika:

Antibiotika lähmen den gesunden Mix im Darm

 Antibiotika töten die Bakterien im Darm ab und unterscheiden dabei nicht zwischen Freund und Feind, zwischen guten und schlechten Keimen. Nun fand ein US-Forscher heraus: Das Medikament kann unsere Darmflora auch dauerhaft aus der Bahn werfen. So entstehen chronische Krankheiten und dauerhafte Gesundheitsprobleme.
09.10.10|dapd Von Lauran Neergaard
Dass Antibiotika bei vielen Menschen Verdauungsprobleme verursachen, ist allseits bekannt. Aber die wiederholte Einnahme solcher Medikamente verändert einer Studie zufolge auch die natürliche Bakterienvielfalt im Darm über längere Zeit. Immer mehr Untersuchungen zeigen, wie wichtig der individuelle Bakterienzoo eines Menschen für seine Gesundheit ist.
Manche Forscher vermuten, dass insbesondere die Einnahme von Antibiotika in der frühen Kindheit Immunstörungen wie Allergien oder Asthma auslösen kann. Denn die Medikamente sind grundsätzlich nicht wählerisch: Sie töten nützliche Bakterien ebenso ab wie die üblen Keime, gegen die sie verordnet werden.
David Relman von der Universität Stanford wollte ermitteln, wie lange die Mikrobenvielfalt im Darm braucht, um sich wieder zu erholen. Daher ließ er drei gesunde Frauen, die länger keine Antibiotika verwendet hatten, wiederholt im Abstand von sechs Monaten das vergleichsweise milde Präparat Ciprofloxacin für die Dauer von jeweils fünf Tagen einnehmen.
Im ersten Durchgang klagte zwar keine der Frauen über Durchfall oder Übelkeit. Aber Stuhlproben enthüllten, was sich unter der vermeintlich ruhigen Oberfläche tat. Ein Drittel bis die Hälfte der Bakterienarten verschwand nahezu ganz, dafür drängten andere Mikroorganismen in die frei gewordene Lücke. Nach einer Woche hatte sich die ursprüngliche Bakterienverteilung aber bei zwei der drei Frauen wieder eingestellt. Nur bei der dritten Probandin waren die Keimkolonien noch ein halbes Jahr später verändert.
Der zweite Antibiotika-Durchgang setzte den Darmkeimen anfangs wieder in ähnlichem Maße zu. Aber diesmal normalisierte sich - anders als zuvor – die Darmflora bis zum Ende der Studie zwei Monate später bei keiner der drei Frauen.
Die Untersuchung zeigt exemplarisch das fragile Gleichgewicht, das der Mensch mit seinem Mikrobiom teilt – also jenen Billionen Mitbewohnern, die sich etwa auf der Haut oder in der Nase tummeln. Viele sind von ihnen sind nicht nur nützlich, sondern gar extrem wichtig. Dies gilt vor allem für die Bakterien des Darms, deren Rolle jahrelang unterschätzt wurde. “Die Gemeinschaften des Verdauungstraktes sind grundlegend für die Entwicklung unseres Immunsystems“, betont Relman, dessen Studie im renommierten Fachblatt “PNAS“ veröffentlicht wurde. “Wir sollten sie nicht für garantiert nehmen.“
Der Forscher will nun klären, welche Wirkung Antibiotika in den ersten beiden Lebensjahren haben – also genau dann, wenn Kleinkinder ihre ureigensten Keimkolonien aufbauen. Möglicherweise steigern die Medikamente in dieser Phase das Risiko für spätere Probleme des Immunsystems.
Denn jeder Mensch kommt mit einem mehr oder weniger sterilen Verdauungstrakt zur Welt. Der wird binnen Tagen von verschiedensten Keimen besiedelt. Die stammen von den Eltern, aus der Umgebung, von der ersten Nahrung. Nach und nach steigt die Vielfalt im Darm eines gesunden Menschen auf Hunderte Mikrobenarten, von denen viele der Verdauung und dem Immunsystem nützliche Dienste erweisen.
Forscher wissen etwa, dass fettleibige Menschen andere Darmkeime tragen als schlanke Personen. Schon eine Diät kann die Keimkolonien verändern. Zudem könnten veränderte Bakterienkolonien auch an Erkrankungen beteiligt zu sein, etwa an der Entstehung von Polypen, einer Vorform von Darmkrebs.
Zwar sollten Antibiotika ohnehin grundsätzlich sparsam verwendet werden, allein schon wegen der Gefahr, dass bakterielle Krankheitserreger Resistenzen dagegen entwickeln*. Aber die neue Studie zeigt, dass sie auch nützlichen Bakterien zusetzen, mit unabsehbaren Risiken für die spätere Gesundheit. “Wir sollten anfangen, mehr darauf darauf achten“, sagt der Mikrobiologe Martin Blaser von der Universität New York, der nicht an der Studie beteiligt war. “Der Einsatz von Antibiotika hat auch aus biologischer Sicht seinen Preis.“
*Immer mehr Keime zeigen Resistenzen gegen Antibiotika und selbst bislang harmlose Krankheitserreger wie die Escherichia-coli-Bakterien werden immer aggressiver und verursachen neuerdings auch Blutvergiftungen.
dapd

Hier ein Bericht desselben Forschungsinstituts von 2008:

In der kostenfrei zugänglichen Online-Zeitschrift PloS Biology ( http://biology.plosjournals.org/) haben Wissenschaftler im November 2008 über die bisher gründlichste Untersuchung der Auswirkungen einer Antibiotikabehandlung auf die Darmflora berichtet.

Der Darm ist das dicht besiedelteste natürliche bakterielle Ökosystem, das man kennt. Bis zu 10 Billionen einzelne Mikroben sind im Darm vorhanden. Die mikrobielle Darmflora hat eine Fülle von Aufgaben bei Verdauung, Krankheits-Resistenz, der Regulation der Immunantwort usw. Das wirft Fragen nach den möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Störung der Darmflora durch eine Antibiotikabehandlung auf. Weil bestimmte Mikroben eine Reihe von chemischen Vorgängen im Darm steuern, könnten Veränderungen in der Zusammensetzung der mikrobiellen Besiedlung des Darms wichtige, bisher aber noch nicht bekannte Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Mit einer neuen Methode zur Identifikation verschiedener Typen von Bakterien...( haben Forscher) der Stanford-Universität mindestens 3.300 bis 5.700 verschiedene "Taxa" (genetisch verschiedene Typen) von Bakterien im distalen menschlichen Darm identifiziert.

Die Antibiotika-Behandlung hat die Häufigkeit des Vorkommens etwa eines Drittels dieser Bakteriengruppen beeinflusst: "Einige vor der Behandlung selten auftretende Bakterien können häufiger vorkommen, und die Häufigkeit einiger dominanter Bakterien kann abnehmen. Solche Veränderungen können anhaltend sein", erklärte Sogin. Bei allen in der Studie getesteten Personen hat sich die bakterielle Besiedlung innerhalb von vier Wochen nach Behandlungsende zwar erholt, aber sie ähnelte nur weitestgehend wieder der vor der Antibiotikagabe: einige Bakterientypen hatten sich auch nach sechs Monaten noch nicht wieder erholt. Bakterien, die normalerweise keine Probleme verursachen, könnten dann Krankheiten verursachen.

Die Studie ist Teil einer großen internationalen Untersuchung, die die Mikroben im Darm vollständig bestimmen soll. Die Erforschung der Darmflora ist durch neue Methoden einfacher geworden. Die Veröffentlichung (engl.) ist kostenfrei zugänglich: Dethlefsen L, Huse S, Sogin ML, Relman DA (2008) The Pervasive Effects of an Antibiotic on the Human Gut Microbiota, as Revealed by Deep 16S rRNA Sequencing. PLoS Biol 6(11): e280,doi:10.1371/journal.pbio.0060280, Published: November 18, 2008, http://dx.doi.org/10.1371/journal.pbio.0060280

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